Sinn und Unsinn der Maschinenübersetzung

Für Übersetzungsagenturen wie die unsere, bedeutet die stetige Weiterentwicklung von KI, dass wir einen neuen Service anbieten können: die Nachbearbeitung von Maschinenübersetzungen, das sogenannte Post-Editing. Dabei geht es darum, dass mithilfe eines von künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerten Computerprogramms ein Ausgangstext übersetzt und diese Übersetzung anschließend von unseren Sprachexperten lektoriert wird, um einen Zieltext zu erhalten, der die Präzision der Maschine mit menschlichem Scharfsinn und Finesse vereint.

Doch genauso wie eine Handsäge nicht in allen Situationen durch eine Kettensäge ersetzt werden kann, ersetzt das Post-Editing von Maschinenübersetzungen nicht die traditionelle Übersetzung. Vielmehr handelt es sich um einen separaten Service, der unter bestimmten Bedingungen in sehr kurzer Zeit ausgezeichnete Ergebnisse erzielen kann. In einem ersten Schritt ermitteln wir deshalb, ob Maschinenübersetzung mit anschließendem Post-Editing für die Anforderungen eines gegebenen Projekts geeignet ist. Dabei werden verschiedene Faktoren berücksichtigt. Kurz gesagt, je individueller ein Text ist, je mehr stilistische Nuancen er aufweist und je mehr er sein Zielpublikum ansprechen oder mobilisieren soll, desto unwahrscheinlicher ist es, dass wir zur Maschinenübersetzung raten. Dagegen eignen sich Anleitungen, Beschreibungen oder erklärende Texte sehr häufig für die Maschinenübersetzung.

Kulturelle Besonderheiten spielen ebenso eine große Rolle. Da die maschinelle Übersetzung auf Referenztexte zurückgreift, neigt die Maschine oft dazu, Sprachvarianten zu wählen, die vorrangig verwendet werden. Im Französischen bedeutet das zum Beispiel, dass Vokabular und gängige Ausdrücke aus dem europäischen Sprachraum bevorzugt verwendet werden. Daher raten wir beispielsweise in Fällen, in denen ein Zielpublikum in Quebec angesprochen werden soll, vom Einsatz der Maschine ab, sodass wir Texte wie Slogans oder Werbeinhalte von Anfang an mit dem entsprechenden kulturellen und sprachlichen Hintergrundwissen übersetzen können.

Nicht zuletzt hängt die Qualität der maschinellen Übersetzung sehr vom Umfang und der Komplexität des Textes ab. Grundsätzlich übersetzt die Maschine aufgrund von Referenzmaterial. Sie durchsucht unzählige Datenbankeinträge in der Ausgangs- und Zielsprache nach Übereinstimmungen. Daher gilt, je länger der Text ist, desto mehr Vergleiche kann die KI anstellen und somit die Ergebnisse verfeinern. Demnach ist Maschinenübersetzung bei sehr kurzen Texten, wie Posts in den sozialen Medien, oft nicht geeignet bzw. nicht effizient, weil es nicht genügend Kontext für die Maschine gibt und somit das Post-Editing oft einer Neuübersetzung gleichkommt.

Wenn wir entschieden haben, dass ein Projekt für Maschinenübersetzung geeignet ist und die entsprechende Übersetzung mit KI erstellt wurde, beschränken wir uns allerdings nicht nur darauf, Flüchtigkeitsfehler zu korrigieren. Ganz im Gegenteil, einer der Vorteile der KI ist, dass sie normalerweise keine Schreibfehler einbaut. Dennoch gibt es einige Grauzonen, in denen die Grenzen der KI deutlich werden, unter anderem:

  • kreative Terminologie (bildliche Ausdrücke, Redewendungen, Jargon und sonstige Stilmittel)
  • Doppeldeutigkeit
  • Akronyme, Titel und Eigennamen
  • geschlechtsneutrale bzw. inklusive Sprache
  • typografische Regeln der jeweiligen Zielsprache und Variante
  • Sprachregister und Ton
  • Fehler im Ausgangstext

Die Rolle unseres Teams besteht daher darin, diese Grauzonen zu identifizieren und auszubessern, sodass sichergestellt werden kann, dass die finale Übersetzung fehlerfrei ist, an den kulturellen und kontextuellen Hintergrund angepasst ist und keine Fehlinterpretationen enthält. Außerdem erlauben wir uns stellenweise, den Stil zu verfeinern, um damit der Übersetzung mit unserer Kreativität und Expertise den letzten Schliff zu verpassen.

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